Sie haben den Dreh raus

TGK-Fasching Probe am 19.02.2012
Julia Riegler von der Kitzinger Zeitung berichtete am 06.06. im Rahmen der Reihe "Radeltour Franken" über unsere Rhönradturnerinnen:

 

Sie haben den Dreh raus publiziert: 06.06.2012 06:00 aktualisiert: 20.06.2012 06:03 Ort: Kitzingen  Von: Julia Riegler  Die Kitzinger

 

Clara ist ein echter Radfan - obwohl sie es niemals fährt. Bei der TG Kitzingen hat sie von Trainerin Heidi Diener gelernt, dass man ein Rad auch turnen kann: in der Rhönradgruppe.

Um ehrlich zu sein: Diese Geschichte ist ein Exkurs, der ein Stückchen weg führt vom Thema Radeltour Franken. Aber: Im Mittelpunkt steht ein Rad, das Rhönrad - und einige talentierte Sportlerinnen der TG Kitzingen. Zwei davon sind Johanna und Eva. Mit großen Augen stehen sie neben dem großen Doppelrad und schauen dabei zu, wie Clara die Anweisungen von Trainerin Heidi Diener umsetzt - besser gesagt, sie versucht es. Die Anstrengung ist ihr anzusehen. Kleine Schweißperlen stehen auf ihrer Stirn, die Haare sind aus dem Zopf gerutscht und mit den Beinen rudert sie ein bisschen unbeholfen in der Luft. Außerdem geht ihr so langsam die Kraft aus. Davon braucht man beim Rhönrad-Turnen ziemlich viel. "Es ist schließlich ein Kraftsport", sagt Heidi Diener, die auch Sportlehrerin ist und sämtliche Arten von Turnen beherrscht. Zusammen mit Maja Fischels betreut sie rund 20 Kinder, die zwei Mal die Woche in die TGK-Halle zum Training kommen. Schon kurz vor 15 Uhr hüpfen einige auf dem Gummiboden umher und warten nur darauf, ihre sperrigen Turngeräte aus dem Lagerraum zu holen. Eine nach dem anderen rollt ihr Rhönrad aufs Feld, und man sieht gleich, dass sie genau wissen, wie es zu handhaben ist. Engagiertes Trainerduo "Das ist die Voraussetzung", erklärt Maja Fischels. "Schließlich kann man sich daran auch ganz schön verletzen. So ziemlich jeder hat sich das Rad schon mal über den Fuß geschoben oder einen Finger eingeklemmt", sagt die Übungsleiterin, die von Beginn an die Betreuung übernommen hat. "Obwohl ich gar nicht viel Ahnung vom Rhönrad-Turnen hatte", gibt sie mit einem verschmitzen Lächeln zu. Inzwischen kennt sie sich bestens aus und hat mit Heidi Diener eine mindestens genauso kompetente Trainerin an der Seite. Sie übernimmt beim Training auch das ausführliche Aufwärmprogramm. Als sie die Mädchen zum dreiründigen Warmlaufen auffordert, rollt zwar so manche mit den Augen - aber was sein muss, muss eben sein. Leicht außer Atem kommen sie schließlich an einem der großen Rhönräder an, das mitten in der Halle auf dem Boden liegt. Im und am Rad werden jetzt Kraft- und Dehnübungen gemacht, bis auch der kleinste Muskel warm und die Bänder und Sehnen beweglich sind. Liegestütze und Sit-Ups gehören genauso dazu wie verschiedene Sprung- und Halteübungen. Rücksicht und Schnelligkeit Und dann wird es turbulent. Vier bis fünf Räder rollen gleichzeitig durch die Halle, Rücksicht wird dabei ganz groß geschrieben, und trotzdem muss man ab und zu auch einfach mal schnell sein - und zur Seite springen. Zu zweit oder sogar zu dritt turnen die Mädchen in einem Rhönrad, in einem Wahnsinnstempo bewegen sie sich die Bahnen rauf und runter. "Besonders wichtig ist das Gleichgewicht im Rad, und natürlich das Vertrauen zum jeweiligen Partner", weiß auch Heidi Diener. Eine Turnerin nach der anderen nimmt sie zur Seite, erklärt, ermutigt - schließlich hat jede ihre ganz eigenen Stärken und Schwächen. Clara hat zum Beispiel Schwierigkeiten, den Überschlag hinzubekommen. Johanna und Eva können ihr da nicht helfen - außer dafür zu sorgen, dass nicht auch noch das Rad stiften geht. "Du holst nicht richtig Schwung", sagt Heidi Diener. Ein paar Minuten schaut sie sich die Versuche ihres Schützlings an, dann steigt sie selbst ins Rad. Grazil führt die frischgebackene Mutter die Übung vor - und die drei Mädchen sind begeistert. Außergewöhnliches Hobby "Das ist einfach ein Sport, den nicht jeder macht", erklärt Clara, bevor sie es noch einmal versucht. Die 13-Jährige ist seit vier Jahren dabei, hat mit der TGK auf Wettbewerben auch schon den ein oder anderen, vorderen Platz erklommen. Ein besseres Hobby kann sie sich kaum vorstellen, auch wenn in ihrer Freizeit immer mal wieder auch Volleyball oder Tischtennis auf dem Programm stehen. "Rhönrad ist mir aber am liebsten." Dieser Meinung ist auch ihre um zwei Jahre jüngere Schwester, die durch ihre Freundin auf die Turngruppe der TGK aufmerksam geworden ist. "Es hat mir gleich beim ersten Mal gefallen", erinnert sich Johanna und strahlt. Das tun sie eigentlich alle. Vor allem Clara ist glücklich: Sie hat die Übung noch fast perfekt hinbekommen. Talent hat sie auf jeden Fall, wie auch manch andere Nachwuchsturnerin in der Halle. "Man muss halt dranbleiben", sagt Maja Fischels. Wenn nach den Sommerferien die Wettbewerbe anstehen, ist das durchaus schwierig, weil das Training immer mal wieder ausfallen muss. Dann ist noch mehr Ehrgeiz gefragt, um mit den Mannschaften der Rhönrad-Hochburgen aus Rimpar oder Estenfeld mitzuhalten. Das ist aber eigentlich nicht das Wichtigste. Mit den Worten von Maja Fischels: "Es muss vor allem Spaß machen."